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    INTERVIEWREIHE: IM GESPRÄCH MIT...

    3 FRAGEN - 3 ANTWORTEN

    Willkommen zu unserer exklusiven Interviewreihe "IM GESPRÄCH MIT..." – begeben Sie sich mit uns auf eine spannende Reise durch die Köpfe und Geschichten unserer Expert*innen und Akteur*innen aus der Region Heilbronn-Franken. Tauchen Sie ein in die Welt von Innovation, Tradition und persönlicher Leidenschaft, während wir in jeder Ausgabe drei prägnante Fragen stellen und drei aufschlussreiche Antworten erhalten. Erleben Sie die Vielfalt und Dynamik unserer Region durch die Augen derer, die sie gestalten und prägen.

    Lassen Sie sich inspirieren, überraschen und informieren – jeden Monat erwartet Sie ein neues Gespräch.


    ... Berthold Ströbele


    Betriebliches Mobilitätsmanagement: Von der Herausforderung zur Chance

    Es reicht nicht, Angebote zu schaffen – die entscheidende Frage ist: Wie bringen wir Menschen dazu, sie auch zu nutzen?

    FRAGE 1: Was war die größte Herausforderung bei Liebherr im Bereich Mobilität, bevor Sie sich intensiver mit Mobilitätsmanagement beschäftigt haben?

    Unsere größte Herausforderung war das Parkplatzproblem: Wir haben rund 5.000 Mitarbeitende, aber nur etwa 2.500 Parkplätze. Das führte täglich zu erheblichem Druck – Wildparken in Wohngebieten, überfüllte Werksparkplätze, Staus in der Rush Hour und lange Fußwege von extern angemieteten Flächen. Die Situation sorgte nicht nur für Frust bei den Beschäftigten, sondern stellte uns auch vor organisatorische und infrastrukturelle Herausforderungen.

    Doch das Problem ging über die Parkplätze hinaus: Es war schwierig, Mitarbeitende dazu zu bewegen, Alternativen zum eigenen Auto in Betracht zu ziehen. Viele sahen keinen echten Anreiz, weil sie ihre Flexibilität nicht aufgeben wollten. Gleichzeitig mussten wir feststellen, dass gut gemeinte Maßnahmen, wie z. B. ein firmeneigener Bus, wenig Resonanz fanden – unter anderem, weil die Route nicht optimal war und an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden vorbeiging.
     

    Frage 2: Gab es einen Aha-Moment in der Weiterbildung, der Ihre Sicht auf betriebliche Mobilität grundlegend verändert hat?

    Ja, und dieser Moment kam durch den direkten Austausch mit den Mitarbeitenden. In persönlichen Gesprächen wurde deutlich: Der größte Knackpunkt ist nicht das Angebot von Alternativen, sondern die Verhaltensänderung. Es reicht nicht, attraktive Mobilitätslösungen bereitzustellen – die entscheidende Frage ist, wie man Menschen überzeugt, sie auch zu nutzen.

    Besonders einprägsam war ein Gespräch, in dem wir Mitarbeitende gefragt haben: „Würdest du ohne Auto zur Arbeit kommen?“ Die Antworten waren ernüchternd:

    • „Nicht mal für 500 € mehr im Monat!“
    • „Nein – ich bin nach der Arbeit ohnehin schon in der Stadt, dann kann ich direkt ins Fitnessstudio oder zum Getränkemarkt.“
    • „Nein, ich nicht – aber es wäre gut, wenn ein paar Kollegen den Bus nutzen würden.“
    • „Nein – meine Zeit und meine Flexibilität sind mir das Wichtigste.“

    Diese Reaktionen haben uns gezeigt, dass rein rationale Argumente oder finanzielle Anreize nicht ausreichen. Mobilitätslösungen müssen echten Mehrwert bieten – sei es durch Zeitersparnis, Komfort oder finanzielle Vorteile. Zudem ist es wichtig, Pilotprojekte zu starten und aus Fehlern zu lernen, statt nur theoretische Konzepte zu entwickeln.
     

    Frage 3: Welche erste Maßnahme oder Veränderung würden Sie Unternehmen empfehlen, die noch ganz am Anfang stehen?

    Unser wichtigster Tipp: Einfach machen! Es bringt nichts, monatelang Konzepte zu erstellen oder schöne Flyer mit Mobilitätsangeboten zu designen, wenn die Mitarbeitenden am Ende nichts davon umsetzen. Die besten Fortschritte erzielt man durch praktische Erfahrungen – sei es mit kleinen Pilotprojekten, Testphasen oder der gezielten Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Kommunen und Verkehrsverbünden.

    Drei zentrale Punkte haben sich bei uns als besonders wertvoll erwiesen:

    1. Abteilungsübergreifend arbeiten: Mobilitätsmanagement ist keine Aufgabe einer einzelnen Abteilung. HR, IT, Marketing, Werksplanung und der Betriebsrat sollten von Anfang an eingebunden sein. Zudem braucht es engagierte „Botschafter“ im Unternehmen, die das Thema aktiv vorantreiben.

    2. Jeder Beitrag zählt: Nicht jeder muss sofort komplett aufs Auto verzichten – aber vielleicht ist eine Fahrt pro Monat mit dem ÖPNV oder eine Fahrgemeinschaft ein erster Schritt. Es geht darum, ein Bewusstsein für alternative Mobilitätsformen zu schaffen.

    3. Mehrwert statt bloßer Angebote: Maßnahmen sollten den Mitarbeitenden tatsächlich Vorteile bringen – sei es weniger Stress, mehr Zeit oder finanzielle Entlastung. Gleichzeitig profitieren auch das Unternehmen und die Region: Eine gute Mobilitätsstrategie verbessert die Attraktivität des Arbeitgebers, reduziert Verkehrsprobleme und trägt zu sauberer Luft und weniger Lärm bei.

     

    KURZVITA:

    Berthold Ströbele ist Abteilungsleiter für Fuhrpark & Mobilitätsmanagement (Mobility+) bei der Liebherr-Werk Ehingen GmbH. In dieser Funktion treibt er innovative Mobilitätslösungen für das Unternehmen voran, entwickelt Strategien, um nachhaltige und effiziente Mobilitätskonzepte zu etablieren und fungiert dadurch auch als Best Practice für Unternehmen unserer Region Heilbronn-Franken. Mit langjähriger Erfahrung im Flottenmanagement und einem starken Fokus auf praxistaugliche Lösungen setzt er sich dafür ein, Mobilitätsangebote so zu gestalten, dass sie echten Mehrwert für Mitarbeitende und Unternehmen bieten.

     

    Bildquelle: privat

     

     
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