Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) gehören zu den interessantesten und vielversprechendsten Technologien in Bezug auf die Arbeitsplätze der Zukunft. Allein es fehlen die entsprechenden Fachkräfte. „Informatik ist ein sehr dynamisches Fachgebiet und obwohl die Anfänge der VR- und AR-Technologie bis in die 1960er Jahre zurückreichen, ist sie noch nicht ausreichend in den Hochschulen angekommen“, bemängelt Professor Dr.-Ing. Gerrit Meixner, Leiter des Masterstudiengangs Software Engineering (SEM) und geschäftsführender Direktor des Usability and Interaction Technology Lab (UniTylab) an der Hochschule Heilbronn (HHN). Mit einer Arbeitsgruppe des VDC hat er den Bedarf bei den Firmen erhoben und den aktuellen (Fort-)Bildungsangeboten im Bereich VR und AR, zusammengefasst Cross Reality (XR), gegenübergestellt. Das Ergebnis: Die XR-Bildung hinkt Bedarfen der Industrie eindeutig hinterher.
Die Arbeitsgruppe hat sechs XR-Berufsbilder von Softwareentwickler*in bis zum Chief Digital Officer sowie vierzig mögliche XR-Qualifizierungsbausteine erarbeitet. Bisher sind für diese Berufsbilder nicht alle notwendigen Abschlüsse überhaupt vorhanden, es werden zu wenige Branchen und nicht alle Phasen des Berufslebens berücksichtigt. Dadurch bleibe die tatsächliche XR-Nutzung hinter ihren Möglichkeiten zurück, so die Forscher*innen. Als Folgen sehen sie unter anderem unerschlossene Nutzerpotentiale, ein Zurückbleiben in der digitalen Transformation, eine geringer Wettbewerbsfähigkeit, höhere Prozesskosten und längere Reaktionszeiten.
Die Arbeitsgruppe hat die fünf wichtigsten Handlungsfelder ausgemacht:
1. Die XR-Lehrkräfte müssen über die nötigen Mittel verfügen, um technologisch mithalten zu können. Berufsbegleitende XR-Qualifizierungsangebote, möglichst an Technologiezentren oder
2. Forschungseinrichtungen als dritte Lernorte sind notwendig, um topaktuell zu sein.
3. Bildungsnachweise und –abschlüsse zwischen Studium und Produktschulung einführen.
4. XR in die Bildungswege späterer Anwender tragen.
5. XR-Qualifizierung braucht neue Inhalte. Dafür sind agile Konzepte notwendig, um auf dynamische Entwicklungen reagieren zu können.
„Ein Problem vieler Hochschulen ist, dass die Integration und Adaption neuer Lehrinhalte in Vorlesungen und Laboren von Studiengängen zu lange dauert“, stellt Prof. Meixner fest. Bereits 2014 hatte das UniTyLab bei Audi die ersten Datenbrillen in der A8-Produktion erfolgreich eingesetzt. „Die Leute waren begeistert, wie viel effizienter und weniger fehleranfällig ihre Arbeit ist“, erinnert sich Prof. Meixner. Der Markt für diese Technologie wird auf über 450 Milliarden Dollar im Jahr 2030 prognostiziert. „Wenn man sich nicht darauf vorbereitet, was die Industrie braucht, schießen wir mit unseren Studieninhalten am Bedarf vorbei“, befürchtet er. Die Hochschulen müssen schneller werden, um der Industrie die geeigneten Leute liefern zu können. „Das geht in vielen Ländern einfach schneller als bei uns.“
Text- und Bildquelle: Hochschule Heilbronn
Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH | Weipertstraße 8-10 | 74076 Heilbronn | Telefon 0049 - 7131-7669-860