Hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt: Eine Chance zur schnelleren Arbeitsmarktintegration auch von Geflüchteten
Die Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg steigt im Januar auf 4,2 Prozent. Bei den unter 25-Jährigen steigt die Quote auf 3,1 Prozent. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar ist auf saisonübliche Effekte zurückzuführen.
Im Januar 2024 waren in Baden-Württemberg 268.079 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 6,6 Prozent mehr als im Dezember und 10,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Ohne Saisoneffekte wäre die Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg gegenüber Dezember konstant geblieben. Überproportionale Zuwächse im Vorjahresvergleich gibt es bei den Jüngeren bis 25 Jahre (+16,7 Prozent) und den Ausländerinnen und Ausländern (+14,7 Prozent, insbesondere bedingt durch die Fluchtmigration aus der Ukraine). Insgesamt steigt die Arbeitslosenquote auf 4,2 Prozent. Die Jugendarbeitslosenquote steigt auf 3,1 Prozent.
Arbeitsmarkt ist wesentlich dynamischer als vor einem Jahr
Anders als im Januar üblich sind mehr Arbeitslose in Erwerbstätigkeit abgegangen als im vergangenen Monat. 16.692 Menschen haben im Januar aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung aufgenommen. Das waren 11,7 Prozent mehr als im Dezember und sogar 27,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Das zeigt: Arbeitslose haben derzeit insgesamt gute Chancen, schnell in eine Beschäftigung zu kommen. Umgekehrt haben sich 32.436 Menschen im Anschluss an eine Beschäftigung arbeitslos gemeldet (+43,7 Prozent zum Vormonat und +13,6 Prozent zum Vorjahresmonat). Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist im Bereich der Arbeitslosenversicherung auf die angespannte wirtschaftliche Lage zurückzuführen. Die meisten Zugänge in Arbeitslosigkeit sind aus dem Verarbeitendem Gewerbe (v.a. Metall- und Elektroindustrie), der Arbeitnehmerüberlassung sowie dem Baugewerbe zu verzeichnen. Zudem dürften sich auch transformative Prozesse in der Industrie in einem Anstieg der Arbeitslosigkeit bemerkbar machen.
Anstieg der Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen
In der Arbeitslosenversicherung (SGB III) ist der Bestand an gemeldeten Arbeitslosen um 10,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. In der Grundsicherung (SGB II) ist der Bestand an gemeldeten Arbeitslosen um 4,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Im Vorjahresvergleich steigt die Arbeitslosigkeit in beiden Rechtskreisen ähnlich stark (SGB III: +11,2 Prozent, SGB II: +9,5 Prozent). In den Jobcentern werden verstärkt ukrainische Staatsangehörige betreut. Dadurch nimmt die Zahl ukrainischer Arbeitsloser zu. Im SGB II wäre die Arbeitslosigkeit sonst weniger stark gestiegen. Aktuell werden 56,4 Prozent aller arbeitslos Gemeldeten in Jobcentern betreut. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt mit 78.465 deutlich über dem Vorjahresniveau.
Der „Job-Turbo“: Ein Schub für die Arbeitsmarkt startet auch in Baden-Württemberg
Im Rahmen des „Job-Turbos“ möchte die Bundesregierung im Schulterschluss mit den Partnern am Arbeitsmarkt, zu denen die Bundesagentur für Arbeit zählt, Geflüchtete noch schneller in Arbeit bringen. Wer einen Integrationskurs absolviert hat, soll so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und mit dem Ziel der nachhaltigen Integration parallel weiter qualifiziert werden. Bereits heute haben viele Geflüchtete einen ersten Einstieg in den Arbeitsmarkt gefunden. Sie arbeiten zum Beispiel als Maler, Service- oder Verkaufskräfte und können so erste Arbeitserfahrungen sammeln sowie ihre Deutschkenntnisse vertiefen. Gleichzeitig helfen sie, die Arbeitskräftebedarfe der baden-württembergischen Unternehmen zu decken. Im November 2023 (aktuell verfügbare Zahl) gab es rd. 28.100 Beschäftigte mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Baden-Württemberg, ein Plus von über 40 Prozent zum Vorjahresmonat. Gleichzeitig waren im Januar 2024 27.415 ukrainische Arbeitslose in den Jobcentern gemeldet, dies entspricht über 18 Prozent aller Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II.
Dr. Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärt: „Die Bundesagentur für Arbeit baut für alle Arbeitssuchenden, darunter auch geflüchtete Menschen, eine Brücke in den Arbeitsmarkt. Unsere Jobcenter leisten dabei einen wichtigen Beitrag: Sie qualifizieren, vermitteln in Arbeit und beraten. Mit unseren „Aktionstagen Job-Turbo“ vom 30. Januar bis zum 01. Februar 2024 geben wir der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten einen zusätzlichen Schub. Die hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt ist eine Chance, noch mehr Geflüchtete schneller in Arbeit zu bringen.“
Weitere Informationen zu den „Aktionstagen Job-Turbo“ in Baden-Württemberg gibt es unter www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-bw/aktionstage-job-turbo .
Entwicklung der Kurzarbeit
Ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist die Anzeige für Kurzarbeit: Mit den Anzeigen signalisieren die Unternehmen, dass sie mit einem vorübergehenden Rückgang des Arbeitsvolumens von mehr als 10 Prozent für mindestens ein Drittel der Belegschaft rechnen. Im Januar zeigten in Baden-Württemberg 529 Betriebe für 11.299 Beschäftigte Kurzarbeit an (vorläufige Daten, 01.01.2024 bis 25.01.2024, Datenstand 26.01.2024). Im Dezember 2023 zeigten 700 Betriebe für 16.880 Beschäftigte Kurzarbeit an.
Agentur für Arbeit Heilbronn – Stadt- und Landkreis Heilbronn
Zum Jahresauftakt erwarteter Anstieg der Arbeitslosigkeit
„Der Arbeitsmarkt reagiert nicht nur auf konjunkturelle, sondern auch auf saisonale Einflüsse. Wie zu dieser Jahreszeit üblich, ist auch in diesem Januar die Arbeitslosigkeit angestiegen,“ beschreibt Manfred Grab, Leiter der Heilbronner Agentur für Arbeit, die aktuelle Lage. „Trotz des milden Winters ruhen viele Außenarbeiten. Zu-dem tragen der traditionelle Kündigungstermin zum Jahreswechsel sowie das Aus-laufen bei befristeten Arbeitsverträgen zur Zunahme bei. Neben diesen saisonalen Effekten hinterlassen auch die aktuellen Krisen ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Ein weiterer Grund für den Anstieg sind aber auch die geflüchteten Menschen. Mit dem „Job-Turbo“ intensivieren die Arbeitsagenturen und die Jobcenter die Betreuung dieser Personen, um sie schneller in Arbeit zu bringen. Dafür brauchen die Geflüchteten Unternehmen, die ihnen eine Chance geben und sie einstellen, auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen.“
Arbeitslosigkeit
Schnee und Eis sind nicht in Sicht – trotzdem fordern die Jahreszeit und die getrübte wirtschaftliche Lage ihren Tribut auf dem Arbeitsmarkt. Im Januar ist die Zahl der arbeitslosen Menschen im Agenturbezirk Heilbronn um 850 auf 12 248 angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr sind 1 880 Menschen mehr arbeitslos. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen erhöht sich um 0,3 Punkte auf 4,4 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,8 Prozent.
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung und in der Grundsicherung
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) sind im Januar 5 229 Menschen arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vormonat sind das 686 Personen mehr. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von 840 oder 19,1 Prozent.
Die Zahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II) hat gegenüber dem Vormonat ebenfalls zugenommen. Die im Agenturbezirk Heilbronn ansässigen Jobcenter registrieren im Januar 7 019 Arbeitslose. Das sind 164 mehr als im Vor-monat und 1 040 mehr als im Vorjahr (plus 17,4 Prozent).
Arbeitskräftenachfrage
Saisonbedingt und auch aufgrund der schwächeren Konjunktur ist der Arbeitskräfte-bedarf zu Beginn des Jahres zurückgegangen. Den Vermittlungsfachkräften sind im Januar 410 neue Stellen von den Betrieben und Verwaltungen gemeldet worden. Das sind 78 weniger als vor einem Monat und 62 weniger als vor einem Jahr. Der Stellenbestand ist gegenüber dem Dezember auf 2 818 (minus 38) zurückgegangen. Das sind 284 Stellen weniger als im Vorjahr (minus 9,2 Prozent).
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Heilbronn)
Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall – Tauberbischofsheim
Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit
Im Januar ist die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim auf 12702 gestiegen. Das sind 1033 Arbeitslose (8,9 Prozent) mehr als im Dezember und 984 (8,4 Prozent) mehr als im Januar 2023. Die Arbeitslosenquote ist um 0,3 auf 3,7 Prozent gestiegen. In Baden-Württemberg liegt die Arbeitslosenquote bei 4,2 Prozent (Dezember: 4,0).
„Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Januar ist üblich. Auslaufende befristete Arbeitsverhältnisse, Kündigungen zum Jahresende und saisonale Gründe schla-gen sich am Anfang des Jahres regelmäßig in der Statistik nieder“, so Elisabeth Giesen, Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.
Doch auch die wirtschaftliche Eintrübung ist zu spüren. Die Arbeitgeber sind zu-rückhaltender, wenn es darum geht, Beschäftigungsverhältnisse zu verlängern oder die bestehende Personaldecke aufzustocken. Das trifft vor allem Menschen ohne verwertbare Ausbildung oder mit unzulänglichen Deutschkenntnissen“, er-gänzt Elisabeth Giesen.
Die sinkende Einstellungsbereitschaft zeigt sich am gesunkenen Stellenzugang. So wurden im Januar wurden 490 neue Arbeitsstellen gemeldet, 228 (31,8 Pro-zent) weniger als im Dezember und 98 (16,7 Prozent) weniger als im Januar 2023. Insgesamt waren 6898 Stellen gemeldet, 284 (4,0 Prozent) weniger als im Dezem-ber, 1146 (14,2 Prozent) weniger als im Januar 2023.
Der Arbeitsmarkt im Landkreis Schwäbisch Hall
Im Landkreis Schwäbisch Hall liegt die Arbeitslosenquote bei 3,7 Prozent (Dezember: 3,5 Prozent). Im Januar waren 4392 Menschen arbeitslos gemeldet, 334 (8,2 Prozent) mehr als im Dezember und 341 (8,4 Prozent) mehr als im Januar 2023. 1160 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 820 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 172 Stellen gemeldet, 68 (28,3 Prozent) weniger als im Dezember und 5,5 Prozent mehr als im Januar 2023. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 2482; 8,9 Prozent weniger als im Januar 2023.
Der Arbeitsmarkt im Hohenlohekreis
Im Hohenlohekreis liegt die Arbeitslosenquote bei 3,4 Prozent (Dezember: 3,1 Prozent). Im Januar waren 2323 Menschen arbeitslos gemeldet, 177 (8,2 Prozent) mehr als im Dezember und 259 (12,5 Prozent) mehr als im Januar 2023. 531 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos und 349 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 61 Stellen gemeldet, 34 (35,8 Prozent) weniger als im Dezember und 20,8 Prozent weniger als im Januar 2023. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1148; 13,5 Prozent weniger als im Januar 2023.
Der Arbeitsmarkt im Main-Tauber-Kreis
Im Main-Tauber-Kreis liegt die Arbeitslosenquote bei 3,6 Prozent (Dezember: 3,2 Prozent). Im Januar waren 2738 Menschen arbeitslos gemeldet, 289 (11,8 Prozent) mehr als im Dezember und 233 (9,3 Prozent) mehr als im Januar 2023. 933 Menschen meldeten sich neu oder erneut arbeitslos, 645 Menschen beendeten die Arbeitslosigkeit. Arbeitgeber haben 173 Stellen gemeldet, 47 (21,4 Prozent) weniger als im Dezember und 25,8 Prozent weniger als im Januar 2023. Der Bestand an Stellenangeboten lag zum Stichtag bei 1993; 25,3 Prozent weniger als im Januar 2023.
Die Eckwerte nach Rechtskreisen
Im Agenturbezirk Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim waren im Bereich der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) 6437 Arbeitslose gemeldet, im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III) 6265. Der Anteil der Arbeitslosen aus dem Bereich der Grundsicherung (SGB II) am gesamten Bestand beträgt 50,7 Prozent.
Von den 4392 Arbeitslosen im Landkreis Schwäbisch Hall wurden 2394 Arbeitslose vom Jobcenter Schwäbisch Hall betreut (267 mehr als im Januar 2023). Die Geschäftsstellen der Arbeitsagentur im Haller Landkreis betreuten 1998 Arbeitslose (74 mehr als im Januar 2023).
Von den 2323 Arbeitslosen im Hohenlohekreis wurden 1178 vom Jobcenter Hohenlohekreis betreut (216 mehr als im Januar 2023). Die Arbeitsagentur im Hohenlohekreis betreute 1145 Arbeitslose (43 mehr als im Januar 2023).
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim)